Aktive Meditation

Ein – Körper – Sein

 

 

Noch niemals zuvor in der Evolution war der Mensch so dominant vom Verstand und seinem Denken besessen. So wie er jetzt ist, hat er noch nie zuvor existiert. Deshalb sind alle bisher überlieferten Meditation, im ersten Schritt der Praxis, fast untauglich für ihn. Untauglich deshalb, weil eben der Verstand ein turbulentes Eigenleben führt. Ständig ist er in Filmen, Vorstellungen und Bedingungen, verwickelt und nur mit sich selbst beschäftigt. Die aktiven Meditationen wurden für den westlichen Menschen in den 1960er Jahren von Rajneesh Chandra Mohan Jain, Professor der Philosophie und bekannt unter dem Namen Osho oder auch „Bhagwan“, in Indien entwickelt. Sie führen zunächst durch eine Phase von Bewegung und Ausdruck, in der sich der Meditierende, von dem im Körper festgehaltenem Ballast des Alltags, befreien kann. Dies erleichtert den Zugang zu Stille, Achtsamkeit und entspanntem Sein.

Die traditionellen Meditationsformen, können uns nicht hinreichend zu dem führen, was sie uns verheißen, nämlich: „den Ausstieg aus dem Gedankenkarussell“. Wir müssen uns, als Menschen dieser Epoche, auf die Form der Übung vorbereiten, damit Meditation als Regulativ für unseren Verstand hilfreich werden kann. Hilfreich auch, damit sich der Verstand in seiner jetzigen Form, weiter entwickeln kann.

So liegt unser Schwerpunkt, neben den klassischen Sitzmeditationen des ZEN, auf den aktiven und dynamischen Meditationen von OSHO, einem der herausragenden Meditationslehrer des vergangenen Jahrhunderts. In den 1960er Jahren entwickelte er diese aktiven Formen, schon auch in Anlehnung an die Bewegungen der Sufi- und TAO-Meditationen, und passte sie ziemlich genau auf die Bedürfnisse der Neuzeitmenschen an.

Altes und Neues
Die große Meditationsbewegung, der letzten 30 Jahren des vergangenen Jahrhunderts, war demnach die Geburtsstunde der modernen aktiven Meditationen. So schätzen wir alle seine aktiven Meditationsformen wie Kundalini, Dynamische, AUM, Nataraj und Nadabrahma, um nur einige zu erwähnen, sehr.

Sie führen zunächst durch eine Phase von Bewegung und Ausdruck, in der sich der Meditierende, von dem im Körper festgehaltenen Ballast des Alltags, befreien kann. Dies erleichtert den Zugang zur Stille und führt in ein entspanntes Dasein, das wir an dieser Stelle, als absichtslose Anwesenheit bezeichnen möchten.

Unser Zugang zum Körper und die Eigenschaften unseres Verstandes haben sich ganz grundsätzlich verändert. Zu Buddhas, Patanjalis oder auch Jesus Zeiten, war das Zentrum der menschlichen Persönlichkeit das Herz und nicht wie heute, ein intellektualisierender Verstand. Und davor, war es noch nicht einmal das Herz, sondern lag in der Nähe des Nabels.

Doch jetzt also, in der heutigen Zeitrechnung, sitzt die menschliche Persönlichkeit im Verstand. Der moderne Mensch von heute ist ein neuronal vernetztes Wesen und der digitale Ausdruck unserer Welt im Außen, ist ein Indiz für die These. Er hat sich demnach vom Indigenen, über den Gruppenmenschen, bis hin zum kognitiven Einzelwesen entwickelt. Diese Weiterentwicklungen geschehen von allein und vollziehen sich in uns, ob wir das wollen oder nicht.  Um Meditation umfänglich als transformierendes Werkzeug zu verstehen, benötigen wir jedoch das Bewusstsein aus allen drei Zentren (Herz, Bauch, Verstand). Wie oben schon kurz erwähnt, stellen diese Zentren auch die Entwicklungsstufen im Körperlichen dar. Vom Baby und Kleinkind, zum Schulkind und Pubertierenden, hin zum Erwachsenen.

Doch müssen wir jetzt, als neue und 4. Komponente, die Wahrnehmung über das Zusammenspiel aller Ebenen in uns trainieren. Während der achtsamen Praxis in der Meditation entwickelt sich allmählich die Instanz eines externen Beobachters in uns. Eine Instanz, die alle Zusammenhänge zu beobachten lernt Erst über diese Ebene des Beobachters, können wir all unsere Wahrnehmungen, als ganzheitliches Bewusstsein begreifen und sie als verbindendes Element, tatsächlich in uns SELBST erkennen.

Solange all das, was wir lediglich verbalisieren und nur rein intellektuell verstehen, wird sich nichts verändern und nichts transformiert werden können. Es wird vielmehr nur ein weiteres Anhäufen von Wissen sein, das uns im Grunde unseres Seins, einseitig verblöden lässt. Ein Verblöden, das sich jenseits von allem Wissen still und heimlich in uns ausbreitet. Das Wissen, ohne tiefere Verankerung in Herz, Bauch, Verstand und wahrnehmendem Bewusstsein, also ein in mir SELBST-erkanntes, ist wertlos und wirkt zudem verblendend und SELBST-einengend. Wir engen uns demnach selber ein und es entsteht eine latente Unzufriedenheit zu uns. Ständig auf der Suche, diese innere Unzufriedenheit zu befriedigen, fühlen wir uns getrieben und wissen nicht warum.

Herzwege finden, wer will das nicht
Derzeit laufen wir alle, wie verblendet und einäugig, in einem Narrenzelt herum. Wie in einem Spiegelkabinett der SELBST-Blindheit, im Schatten die Dummheit und nennen uns selbstreflektiert intelligent. Doch was wir sehen, ist stets das, wir glauben zu sein und dieser Umstand führt uns in die unerträgliche Eitelkeit des Egos.

Hier fällt mir das Märchen von „des Kaisers neue Kleider“ von Hans Christian Andersen ein und wie ich finde, beschreibt es den jetzigen Zustand, der Eitelkeit des Egos, in ganz eindrücklicher Weise. Kurz zur Erinnerung: Es geht um den Kaiser, der ständig neue Kleider braucht und eine Garnitur schöner und ausgefallener sein muss, als die zuvor. Der Schneider in seiner Not verpasst ihm ein unsichtbares Gewand und schafft es, den Kaiser davon zu überzeugen, dass es nur zwei Menschen gibt, die dieses so außergewöhnliche Gewand sehen kann. Nämlich nur der Kaiser selbst, sein Schneider und alle seine Diener. So läuft er völlig nackt durch seine Stadt und jeder, der ihn nicht bestaunt, wird geköpft. Bis auf ein Kind, das laut ruft.: „Seht doch, der Kaiser ist ja völlig nackt, er hat nichts an.

So ist diese Passage, in der ein kleines Kind, die Show des Kaisers und aller seiner angepassten Mitspieler entlarvt und dient uns hier mal als Beweis, der Eitelkeiten unserer Zeit. Nur, dass wir auf keinen Erlöser warten können, so wie ihn der kleine helle Bursche im Märchen verkörpert, sondern, dass es einzig unsere persönliche er-wachte Bewusstheit sein wird, die uns von dem Joch, des verblendeten Egos, befreien kann. Und Bewusstwerdung, das ist k-eine Gnade oder etwas Besonderes, das nur speziellen Menschen vorbehalten ist! Nein, vielmehr ist es allen Menschen möglich bewusst zu werden. Der Weg der Bewusstwerdung ist jedoch kein ganz leichter. Er setzt eine gewisse Art von Leidensfähigkeit und Beharrlichkeit voraus. Eine Art Ausdauertraining, das mit Ent-Täuschung zu Recht kommen kann. So wird es uns manches Mal genauso, wie in „Andersens Märchen“ ergehen. Vieles wird wie ein Kartenhaus in sich zusammen fallen und das macht uns zuweilen wach und humovoll zugleich.

Es gibt eine Strategie
Doch gehen wir zurück zu den aktiven Meditationen. Sie ermöglichen uns den direkten Zugang zum Herzen und lassen uns die verschiedenen Wahrnehmungsebenen in uns wieder-erfahren.
Durch den Kopf, der immer dazwischen kommt und den Weg zum Herzen zu verhindern sucht, der ständig kommentieren muss, was wir tun oder lassen sollten, was gut und was schlecht ist … wird die eigentliche Wahrnehmungsfähigkeit des Herzens unterdrückt.

Wir benötigen einen Trick, eine Ablenkungsstrategie, um der Verstand zu umgehen. OSHO fand diese in den vielleicht manchmal auch chaotisch anmutenden aktiven Meditationen und entdecke, dass sie das Zentrum unserer Bewusstheit, vom Kopf hinunter ins Herz bringen können.
Wir tricksen den Verstand somit ganz bewusst aus. Bezwingen ihn mit seinen eigenen Waffen, in dem wir ihm vorgaukeln, dass das, was wir jetzt tun, total verrückt ist und er sich nicht weiter darum zu kümmern braucht, ob das nun gut oder schlecht sei. Auf diese Weise unterlaufen wir seine Kritik und Bewertungssucht, und schaffen den Weg vom Verstandesteil des Gehirns, hinab zum Herzen. Es ist eine Art Katharsis nötig, um das Herz zu erleichtern, Unterdrückungen hinauszuwerfen, damit es sich gelöst von der verneinenden Kontrolle, gleichsam emotional und mitfühlend öffnen kann.

Sobald das Herz dann wieder leicht und unbelastet ist, wird das Zentrum unserer Bewusstheit noch tiefer hinuntergedrückt, bis es zum Nabel gelangt. Der Nabel ist die Quelle unserer Vitalität, unseres Ursprungs, aus dem alles entsteht: der Körper, der Verstand, die Wahrnehmung, das Bewusstsein, das Leben als Ganzes.

Psychotektonische Verschiebungen
Ähnlich wie sich die kontinentalen Erdplatten verschieben können, können sich auch unsere Bewusstseinsregionen, mit all unseren Vorstellungen und Bedingungen, Erfahrungen und Verletzungen, verschieben. So entpuppen sich die aktiven Meditationen als großer neurophysiologischen Vorteil. Sie sind in der Lage, unser Nervensystem zu stimulieren und ermöglichen uns den Zugang, durch eine wache Bewusstheit, in die Wahrnehmung des menschlichen Bewusstseins. Und ab hier nennen wir sie „neuro-tektonische Übungen“, Vorübungen, die Verschiebungen von festgesetzten Bildern und einengenden Überzeugungen, in Gang setzen können, damit wir in der Folge des Prozesses, meditieren. Ebenso, wie es bei den Verschiebungen der kontinentalen Platten zu Erdbeben kommen kann, können die aktiven Meditationen, durch unterschiedliche Druckverhältnisse in unserem Vorstellungsraum dafür sorgen, dass es zu einer tatsächlichen Erweiterung von wahrnehmendem Bewusstsein kommen kann.
Der durch die emotionale Bewegung entstehende Druck ist notwendig, um in den bereits besetzen Erinnerungsräumen, Erweiterungen zu schaffen. In diesen erweiterten Räumen kann nun ein neues und befreites Handeln entstehen. Ein Handeln, das frei ist von allen Rückbezüglichkeiten, aus einem völlig neuen Handlungs- und Wahrnehmungs- oder noch besser gesagt, einem Zustandsraum oder auch ein sich selbst empfindes Gewahrsein.

Warum, wieso, weshalb
Ab hier kommt der 10. Hirnnerv, der Nervus Vagus, in den Fokus unserer Betrachtung. Durch ihn erfahren wir einen zentralen neurologischen Wirkungs- und Wahrnehmungspunkt, ein Zentrum, eine innere Mitte. Nennen wir es auch das Empfinden von Balance oder Kohärenz.

Drei weitere Hirn-Nerven rechnen wir großzügig dem Vagus-System hinzu, weil sie ebenfalls in allen aktiven Meditation von großem Interesse sind.
3. Hirnnerv: Augennerv -Oculomotorius-
7. Hirnnerv: Gesichts- und Schläfennerv -Nervus Facialis-
9. Hirnnerv: Zungen- Kehlkopfnerv -Glossospharyngeus-

Sie haben alle, neben den sympathischen und motorischen Fasern, auch einen hohen Anteil parasympathischer Fasern. Hirnnerven und das sei an dieser Stelle kurz erwähnt, sind nach außen verlagertes Hirngewebe und somit für die Reizleitung an das Gehirn von besonderer Bedeutung. In ihrer komplexen Verbindung sind sie bedeutsamer in den Entspannungsreaktionen, als die gewöhnlichen Nerven. Bei den drei Hirnnerven, die in der Vagus Meditation eine Rolle spielen, hat der 10. Hirnnerv, Nervus Vagus, wegen seines großen Areals an parasympathischer Fasern und seines direkten Ursprungs im Hirnstamm, eine herausragende Einzelstellung.

Ein weiterer Mitspieler, den wir über das Vagus-System, mittels aktive Meditationen erreichen können, ist der Beckenboden-Nerv, „Nervus Pudendus“. Der Nervus Pudendus, auch der Schamnerv genannt, ist der wichtigste Nerv im Beckenboden und da er auch parasympathische Fasern aufweist, steht er über diese Fasern mit dem Vagus in ständiger Kommunikation.

Befreiung aus der Mystik
Die alte Lehre der Chakren war lange Zeit ein Wegweiser in diese Richtung. Doch heute kann die Klarheit über die Funktionsweise unseres Nervensystems, wieder ein Stück weit mehr zur Entmystifizierung der Meditation beitragen und sie aus der esoterischen Betrachtungsweise, befreien.

Zum guten Schluß
Unser überwältigendes Nervengeflecht, besitzt unzählige sympathische wie parasympathische-Fasern, die je nach Anforderung, eine Kaskade an Erregungen und Bewegungen, anstoßen.

Mit einem genialen Gehirn und seinem überaus gut funktionierenden Verstand könnten wir durchaus an der Leichtigkeit des Seins partizipieren. Doch davon sind wir meilenweit entfernt, denn noch herrschen Optimierung und die Ignoranz des Selbstseins, vor. Das Hinderliche und auch irgendwie tragisch daran ist, dass auch nur schon die bloße Erinnerung an alte und längst abgelaufene Stressgeschehen ausreicht, um die gesamte negativ Kaskade immer wieder erneut in Gang zu setzen. Dies geschieht aus einem uns meist unbewussten Automatismus heraus, den wir nicht imstande sind selbst zu steuern und so unbemerkt ein Leben leben, das immer aus der Vergangenheit stammt.

Mittels aktiver Meditationen können wir uns von diesem Vergangenheit-geschehen lösen und mit der Zeit nehmen wir dann tatsächlich an einem wahrhaftigen und äußerst individuellen Leben teil.  So sehen wir in den aktiven Meditationen die reinsten Energieduschen mit Reinigungseffekt und der Möglichkeiten zu persönlichem Geisteswachstum.

Wachsen Sie doch einfach mit und auch, aus sich hinaus …
Bleiben Sie wach, es lohnt sich!

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